Höhlen

In den Höhlen des Paläolithikums im franko-kantabrischen Raum finden sich seit dem Aurignacien (ab ca. 40 000 Jahre v. Chr.) bis hin zu den Höhlen des Magdalenien und Azilien (bis ca. 10 000 v. Chr.) Tausende von Abbildungen von teilweise höchster künstlerischer Qualität, die überwiegend Tiere (Stiere, Mammuts, Wollnashörner, Pferde etc.) und abstrakte Zeichen darstellen; menschliche Darstellungen hingegen sind selten. Die Abbildungen in den Höhlen sind nicht zufällig verteilt wie schon von Leroi-Gourhan 1) belegt. In einer eigenen Untersuchung (Bongartz & Marin 2)), in der wir die Verteilung von Abbildungen in über 100 Höhlen in Südfrankreich und Nordspanien berück­sichtigen, finden wir, daß Darstellungen von Menschen weit hinten in einer Höhle zu finden sind, während dies bei Tieren oder abstrakten Zeichen nicht in vergleichbarem Maße der Fall ist.

Insbesondere fällt auf, daß die vermutlich "magischen" Darstellungen (etwa Mischwesen - halb Mensch, halb Tier - oder "verletzte Menschen") nur an schwer zugänglichen Stellen oder am Ende einer Höhle zu finden sind, Stellen also, die nur mit Hilfe von Fackeln oder Fettlampen und z.T. nur mit Leitern erreichbar sind. Einige Autoren gehen davon aus, daß zumindest einige der Abbildungen mit Trancepraktiken in Verbindung gebracht werden können. Auch Beobachtungen bei heutigen traditionellen Kulturen deuten darauf hin: In einigen Bilderhöhlen bei den Sandawe in Tansania etwa befinden sich die Künstler während der Herstellung von Abbildungen in einem Trancezustand 3).

Literatur:
1) Leroi-Gourhan, A. (1971). Préhistoire de l'art occidental. Paris : Mazenod.
2) Bongartz, W. & Marin, F. (in Vorbereitung). The structure of art in paleolithic caves: A statistical reconstruction (Arbeitstitel).
3) Anati, E. (1989). Felsbilder. Zürich: Bär.