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Tranceritual vor 15000 Jahren: Eine Abbildung aus der Höhle von Lascaux

„Schachtszene“ aus der Höhle von Lascaux (Dordogne, Frankreich)

Trance gab es vermutlich schon vor den Anfängen der Kunst. Doch erst mit dem Auftreten bildhafter Darstellungen und Skulpturen in Europa vor etwa 40000 Jahren ergeben sich erste schemenhafte Hinweise auf dieses Phänomen. Zu Beginn des Jungpaläolithikums finden sich in den frankokantabrischen Felshöhlen Darstellungen von Tier-Menschwesen, z.B. ein Bisonmensch (Höhle von Chauvet ca. 33000 v.Chr. / Clottes, 2003) oder in Deutschland ein aus einem Mammutzahn geschnitzter Löwenmann (Conard & Kind, 2017). Bei den dargestellten Mischwesen  wird das jeweilige Tier im Bereich des Oberkörpers dargestellt, während der untere Körperbereich und die Beine zu einem Menschen gehören. Diese Zuordnung hat zu der Vermutung geführt, daß es sich bei den eiszeitlichen Mischwesen um Darstellungen von frühen Schamanen handelt (Clottes & Lewis-Williams, 1997).          

Während bei den erwähnten und weiteren Abbildungen ein Schamane/Schamanin nur isoliert abgebildet werden, wird in der Höhle von Lascaux eine ganze Szene*) dargestellt (etwa um 15000 v.Chr. / Bataille, 1986):  In der berühmten Schachtszene liegt ein Mann mit einem Vogelkopf auf dem Boden. Neben ihm befindet sich ein Vogel auf einem Stab. Vor ihm steht ein verletzter Bison.  Diese Szene hat verschiedene Deutungen erfahren. So wurde sie u.a. als „Darstellung des tödlichen Jagdunfalls eines Jägers“ interpretiert (Wirth, 1944) oder astronomisch als eine „Himmelskarte aus der Eiszeit“ (Rappenglück, 1999).   

Ethnographische Berichte aus historischer Zeit beschreiben, daß Schamanen sich in Trance in Tiere „verwandeln“ und dies symbolisch durch Anbringen von Tierattributen auf der Schamanentracht unterstreichen.  So verwandelt sich der sibirische Schamane in einen Vogel, um in die „andere Welt“ zu gelangen, wobei die Schamanentracht einen Vogel nachzubilden versucht (Eliade, 1956, p. 157ff): Die Schamanenmütze enthält häufig Vogelfedern, z.B. Goldadlerfedern bei den Altaischamanen oder sie besteht aus einem ganzen Vogelbalg mit Flügeln (Brauneule) bei den Teleutenschamanen. Die Stiefel des Tungusenschamanen ahmen einen Vogelfuß nach. Alle diese Beobachtungen deuten auf eine Kontinuität magischer Praktiken zwischen steinzeitlichem und neuzeitlichem Schamanismus hin.

Diese Kontinuität wird durch eine Interpretation der Schachtszene von Kirchner **) (1952), weiter gestützt.  Er vergleicht dazu die Schachtszene mit schamanistischen Ritualen der nordsibirischen Jakuten, in denen ein Rind oder eine Kuh getötet wird (p 262 ff). Vor einem Heilungsritual  kommt es vor, daß sich der Schamane mit dem Geist, der den Kranken beherrscht, unterhält  und dreimal ruft “Was für ein Rind willst Du haben. Sag es, aber laß von dem Kranken ab (p 263). “ In der rituellen Situation sind Stangen errichtet, auf denen geschnitzte Vögel stehen, die die Hilfsgeister des Schamanen  darstellen. Nachdem der Schamane in Trance ist, wird das Rind  oder eine Kuh geopfert. Auf seiner Reise in die obere Welt weisen ihm die Hilfsgeister den Weg,  wobei er die Seele des Opfertieres vor sich hertreibt.

Die Schachtszene von Lascaux versteht Kirchner also nicht als eine Jagdszene, bei der ein Jäger verletzt oder getötet wurde (der Vogelmensch ist offensichtlich  lebendig wie sein erigierter Penis belegt), sondern wie bei den Jakuten als ein Ritual, in dem der Schamane, gelenkt von seinen Hilfsgeistern (den Vögeln auf den Stangen) die Seele des Opfertieres in Trance zu ihrem Bestimmungsort führt.
Trance gab es sicher weit vor den Höhlenmalereien von Lascaux. Darauf deutet etwa der oben erwähnte Bisonmensch in der Jahrtausende älteren Grotte Chauvet hin (Clottes, 2003). Das besondere an der Schachtszene in Lascaux besteht darin, daß nicht nur ein isoliertes Mischwesen dargestellt ist, wobei unklar bleibt, ob Trance involviert ist oder nicht. Erst mit der (als gültig unterstellten) Interpretation der Schachtszene von Lascaux als die Darstellung eines Trancerituals wird das Auftreten und die Verwendung von Trance in prähistorischer Zeit sichtbar und zeitlich faßbar.

*)  Szenische Darstellungen, in denen Menschen vorkommen, sind in den prähistorischen Höhlenmalereien (Frankreich/Spanien) extrem selten. Unter den weit über 100 bekannten Höhlen mit ihren vielen Abbildungen gibt es  etwa fünf Szenen, von denen die Schachtszene in Lascaux die „ausführlichste“ ist. 
**) Horst Kirchner (1919-1990), Professor für Archäologie, gründete 1959 das Institut für Ur- und 
Frühgeschichte (heute Institut für prähistorische Archäologie) an der FU Berlin.

Bataille G (1986). Die Höhlenbilder von Lascaux oder die Geburt der Kunst.
Stuttgart: Klett-Cotta.
Clottes J (2003). Return to Chauvet cave. Excavating the birthplace of art:The first full report.
London:Thames & Hudson.
Clottes J & Lewis-Williams D (1997), Schamanismus. Trance und Magie in der Höhlenkunst der Steinzeit. 
Sigmaringen: Thorbecke.
Conard N &Kind CJ (2017). Als der Mensch die Kunst erfand. Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb. 
Darmstadt: Theiss.
Eliade M (1956). Schamanismus und archaische Extasetechnik.
Zürich: Rascher. 
Kirchner H (1952). Ein archäologischer Beitrag zur Urgeschichte des Schamanismus.
Anthropos, 47, 244 -286.
Rappenglück MA (1999). Eine Himmelskarte aus der Eiszeit? Frankfurt: Lang.

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